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Verankerungen im Firn
VERANKERUNGEN IM FIRM
Als Firn bezeichnet man Schnee, der mindestens einen Sommer (bzw. eine Ablationsperiode) überdauert hat. Deshalb findet man Firn in der Höhe auf vergletschertem Gelände oder dauerhaften Schneefeldern. Durch das wiederholte Auftauen und Gefrieren wandeln sich die feinen Kristalle zu dichteren, körnigen Kristallen um. Es gibt zwei unterschiedliche Methoden einen Fixpunkt im Firn zu errichten: Der T-Anker und der Schneesitz.
T-ANKER IM FIRN
Der so genannte T-Anker – oder auch „Toten Mann“ – ist die wichtigste und zuverlässigste Verankerung im Firn. Für ihn wird meist der Eispickel eingesetzt – man kann jedoch auch im Notfall auf Skier oder den Rucksack zurückgreifen.
Zunächst gräbt man quer zur Belastungsrichtung einen möglichst tiefen Schacht – je nach Kompaktheit des Firns mindestens 30–50 cm tief. Je lockerer der Firn desto tiefer muss der Anker vergraben werden.
Im rechten Winkel zu diesem Schaft, also in Zugrichtung, gräbt man leicht ansteigend einen zweiten Schlitz für die Bandschlinge.
Um den Schaft des Pickels fixiert man im Massenschwerpunkt mit einem Ankerstich eine möglichst lange Bandschlinge. Anschließend presst man den Pickel mit der Haue nach unten in den Schacht, am besten mit dem Fuß, so dass er sehr kompakt sitzt. Die Bandschlinge wiederum führt man durch den Schlitz hinaus.
Den Schacht füllt man nun mit Schnee auf und tritt ihn sehr sehr fest. In die Schlinge kann man dann den Verschlusskarabiner einhängen, Partner- oder Selbstsicherung bzw. die Verankerung für die Rettung fixieren. Bei sehr weichem oder durchfeuchtetem Schnee sollte der Rucksack eingegraben werden.
Ein T-Anker sollte zusätzlich hintersichert werden, bei der Spaltenbergung mindestens durch die Person am Fixpunkt mittels seiner straffen Selbstsicherung. Für Übungen empfiehlt sich eine Hintersicherung durch einen zweiten T-Anker.
Die Festigkeiten von T-Ankern hängen von der Schneekonsistenz ab und streuen stark. Sie liegen zwischen 80 kg bei sehr weichem oder durchfeuchteten Schnee bis zu 600 kg bei kompakten, dichtem Schnee.
SCHNEESITZ IM FIRN
Der Schneesitz ist lediglich für die Zwischensicherungen an Steilstufen gedacht oder um den Partner abzulassen. Die Haltekräfte sind hier nur gering, denn es dient lediglich der eigene Körper als Gegengewicht.
Man setzt sich in eine Verflachung, formt eine Kuhle und nimmt eine sehr stabile Sitzposition ein. Dann rammt man die Fersen so in den Firn, dass man einen kompakten Tritt hat und mit den Füßen gut verankert ist.
Nun hängt man den Sicherungskarabiner direkt am Hüftgurt auf und sichert seinen Nachsteiger, über ein Sicherungsgeräte oder die Halbmastwurfsicherung (HMS) sehr eng bei straffem Seil.
Zudem kann man eine Lastverteilung mit dem Rammpickel aufbauen: Eine kurze Bandschlinge mit Ankerstich wird um den Pickelschaft geknüpft und mit Verschlusskarabiner in den Hüftgurt eingehängt. Der Pickel wird senkrecht mit der Haue quer zum Hang in den Firn gerammt. Dann setzt man sich vor den Pickel und führt die Schlinge zwischen den Beinen durch. Die Last wird nun auf den Rammpickel und den Körper des Sichernden verteilt.
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Verankerungen im Eis
VERANKERUNGEN IM EIS
Im Eis kommen zwei unterschiedliche Verankerungsmethoden in Betracht: die Eisschraube und die Eissanduhr. Beide haben sie sehr gute Haltekräfte – allerdings ist einmal mehr die Beschaffenheit des Eises entscheidend: das Eis muss sauber gewachsen sein und sollte keine großen Lufteinschlüsse aufweisen. Zudem ist für beide Techniken der geübte Umgang mit Eisschrauben essentiell.
EISSCHRAUBE
Je nach Eisbeschaffenheit hält die Eisschraube höhere Belastungen als Fixpunkte im Schnee. Somit ist sie eine ideale, relativ schnell einzurichtende Verankerung – ob als Standplatz, zur Zwischensicherung oder bei der Spaltenrettung.
Zunächst befreit man mit der Schaufel am Pickel die Fläche von Schnee und weichem, morschen Eis, bis man zum kompakten Gletschereis vordringt, das möglichst keine Lufteinschlüsse hat.
Nun setzt man die Schraube an und dreht sie in einem 90°-Winkel ein. Beißt die Schraube nach 5 bis 6 Umdrehungen, klappt man die Kurbel aus und dreht sie zügig ein bis sie mit der Lasche auf dem Eis aufliegt – am Ende die Kurbel wieder einklappen. Nun kann man Karabiner, Selbst- und Partnersicherung einhängen bzw. die Verankerung für die Rettung anlegen.
Während des Eindrehens achtet man darauf, dass aus der Schraubenmitte ein kompakter Eiskern ausgeworfen wird – kommt nichts heraus, hat man die Schraube in einen Hohlraum gedreht.
Für einen Standplatz im Eis sind immer zwei fixe Eisschrauben empfohlen, die übereinander in einem Abstand von 60 bis 80 cm platziert werden.
Eisschrauben müssen zum Einsatz innen immer schnee- bzw. eisfrei sein – deshalb befreit man sie nach dem Ausdrehen auch stets von dem Eispfropfen.
EISSANDUHR
Die (Abalakov) Eissanduhr stellt eine sehr sichere Verankerung dar, an der man materialsparend abseilen kann. Sie ist allerdings etwas aufwändig.
Zunächst bohrt man eine lange Eisschraube (18–23 cm) im schrägen Winkel von etwa 60 Grad ins Eis. Man entfernt die Schraube und setzt sie erneut im gegengesetzten Winkel an. Um den Abstand für das zweite Loch besser einzuschätzen, kann man die Eisschraube als Längenmaß verwenden. So bohrt man einen zweiten Kanal, der am Grunde auf das Ende des ersten Lochs trifft. Es entsteht also ein gleichseitiges Dreieck.
Nun fädelt man eine mindestens 6 mm starke Reepschnur ein. Der so genannte „Fädler“ hilft dabei, sie am anderen Ende wieder herauszuangeln.
Die beiden Enden werden nun mit einem Sackstich verknotet, Verschlusskarabiner, Selbst- und Partnersicherung bzw. die Verankerung für die Rettung können dann angelegt werden.
Die Festigkeit einer Eissanduhr hängt von der Fläche des Stegs ab. Daher ist es wichtig, möglichst lange Schrauben zum Bohren zu verwenden und den ersten Kanal möglichst tief hinten zu treffen. Hierfür ist Übung notwendig!