powdertraum im wilden kaiser

Der Schnee so soft und tief – zu soft und tief

Am frühen Nachmittag wird es schließlich ein wenig ruhiger vor der Hütte und die dicken Wolken geben immer wieder den Blick frei auf eben jenes „Schönwetterfensterl“. Unberührt einladend und zugleich düster und abweisend liegt sie vor uns und wir beschließen, zumindest einen Versuch zu starten und uns die Verhältnisse vor Ort anzusehen. Ein Schneeprofil in sicherem Gelände gibt uns Vertrauen in die Schneedecke, die Schneeverfrachtungen in der Rinne müssen wir weiter oben beurteilen.
Das Terrain ist uns vertraut, auf Fellen kommen wir gut voran und schnallen kurz darauf, als der Hang ansteilt, die Skier an den Rucksack. Doch dann geht es kaum mehr voran: Der Schnee ist so soft und tief, dass wir Mühe haben einen Fuß vor den anderen zu setzen. Gut eine halbe Stunde kämpfen wir uns nach oben, müssen aber bei einsetzender Wetterverschlechterung und immer stärker werdenden Spindrift einsehen, dass wir heute wohl keine Chance haben werden. Vielleicht ja morgen…

Heute ist seine Majestät gutmütig

Und tatsächlich: Nach einem entspannten Hüttenabend und einer erholsamen Nacht, werden wir am nächsten Morgen von dem angekündigten Schönwetter und einem herrlichen Sonnenaufgang begrüßt. Unsere Spuren vom Vortag sind nur noch spärlich zu erkennen und in dem Wissen um Wind und Neuschnee der vergangenen Nacht sind unsere Sinne geschärft. Doch heute ist er gutmütig mit uns, der Koasa: Die Stapferei ist zwar erneut wahnsinnig anstrengend, der Schnee jedoch größtenteils unverbunden und somit steht einer Befahrung der Rinne bei perfekten Bedingungen nichts im Weg. Tatsächlich erinnern wir uns nicht, die letzten Jahre jemals so viel Schnee hier gesehen zu haben. Gerade der obere Teil – sonst oftmals eine ausgefahrene, harte und enge Rinne–präsentiert sich heute als breites Couloir und lädt zum Fetzen ein.