Unterkapitel: Alpinkletter Know-How
Alpinkletter Know-How
TAKTIK: IN DER WAND
Mit deinem Seilpartner stehst du am Einstieg eurer Tour. Jetzt sind Grundregeln gefragt, die ihr vor und während der Tour braucht.
Der Partnercheck ist ein elementarerer Bestandteil bevor die Seilschaft losklettert. Zudem muss jede Seilschaft für sich entscheiden, ob sie im Überschlag oder in Raupen-Technik klettert. Nur mit einem reibungslosen Seilschaftsablauf, den richtigen Seilkommandos und dem richtigen Clippen kann sich die Seilschaft effizient und schnell bewegen. Sollte der Nachsteiger trotz guter Vorbereitung in der Wand Probleme bekommen, ist es wichtig, dass die Kletterer Methoden wie den Expressflaschenzug beherrschen, um schnell zu helfen. Zum Schluss zeichnet auch das saubere Seilhandling eine gute Seilschaft aus, um Zeitverlust und kritische Situationen zu vermeiden.
Partnercheck
Der Partnercheck gehört vor jedem Start einer Seilschaft dazu: Vom Sport- und Alpinklettern über das Eis- und Mixedklettern bis hin zur Hochtour ist er wichtiger Bestandteil. Bei einem Partnercheck kontrolliert sich jeder Kletterer selbst so wie seinen Partner. Besonders in der Routine können kleine Fehler unbemerkt passieren, die in der Vertikalen fatale Folgen haben.
Reibungsloser Seilschaftsablauf
Der Helm sitzt und der Partnercheck ist vollständig durchgeführt. Jetzt kann es losgehen: Wird als überschlagende Seilschaft geklettert, dann wechseln sich Vorsteiger und Nachsteiger ab. Der nachsteigende Kletterer wird in der darauffolgenden Seillänge im Vorstieg weiter klettern. Beim nächsten Standplatz wird wieder gewechselt. Gibt es allerdings nur einen Vorsteiger, der jede Seillänge voraus klettert, spricht man von permanenter Führung. Hier müssen das Seilhandling und der Standplatzbau dementsprechend angepasst werden.
Für beide Taktiken gelten dieselben Seilkommandos. Mit diesen Kommandos, weiß jeder Seilpartner, was er zu tun hat. In eingespielten Seilschaften – oder bei alpinen Touren, in denen sich die Seilschaft nicht mehr hört – können die Kommandos über den Seilzug ablaufen.
Im Folgenden betrachten wir den Ablauf einer Zweier-Seilschaft aus der Perspektive des Vor- und Nachsteigers:
Klettern im Vorstieg
ZWISCHENSICHERUNG UND SEILTECHNIK
Wer im Vorstieg klettert, muss auf einen möglichst gradlinigen, reibungsarmen Seilverlauf achten. Beim Klippen wird das Seil unverdreht durch die Expressschlingen geführt. Zudem ist die Seilführung am Körper wichtig: Das Bein sollte nie hinter dem Seil sein, da im Sturzfall der Kletterer in eine Kopfüber-Position stürzen kann. Schwere Anprall-Verletzungen sowie Verbrennungen durch das Seil können die Folge sein.
Rettungsmethode:
Expressflaschenzug
Der Expressflaschenzug gehört zu den Rettungstechniken, obwohl er vielmehr als Zughilfe dient. Hat der Seilpartner bei einer schwierigen Stelle im Nachstieg Schwierigkeiten, kann mithilfe des Expressflaschenzuges „mehr Zug“ gegeben werden. So kann dem Seilpartner im Notfall schnell und effektiv geholfen werden.
Video
Kletterseil richtig aufnehmen
Seilaufschießen
Das Seil ist die Lebensversicherung des Kletterers. Während des Kletterns, aber genauso beim Aufschießen des Seils muss sauber gearbeitet werden. Krangel und Knoten sind nicht nur Zeitfresser in der Wand, sondern seilschädigend. So muss das Seil bei jedem Aufschießen auf Schwachstellen kontrolliert werden. Ist das Seil beschädigt, muss es unverzüglich ausgetauscht werden. Je nach Vorliebe verwendet der Kletterer eine andere Methode beim Seilaufnehmen: Ob von der Mitte oder von den Seilenden, ob von der Hand oder über der Schulter. Hilfreich in alpinen Touren ist das Binden einer Seilpuppe, damit der Kletterer das Seil beim Zu- oder Abstieg sicher und bequem am Rücken tragen kann.
VON DER MITTE
Nimmt der Kletterer das Seil von der Mitte auf, werden Krangel meist selbständig zum Seilende befördert. Zuerst wird die Mittelmarkierung gesucht. Danach – von der Mitte beginnend - werden die gegengleichen Schlaufen in die Hand oder um die Schulter gelegt. Die Schlaufen werden von der einen zur anderen Seite aufgeschossen bis zwei Meter Seilende übrig bleiben. Diese wickelt man einige Male sehr stramm um die Seilschlaufen und zieht danach eine Schlaufe durch das Loch. Diese Schlaufe wird über den oberen Teil gelegt. Abschließend beide Seilenden durchziehen.
VOM SEILENDE
Schnell und einfach ist das Aufschießen des Seils über die Seilenden. Hierzu das Seil von einem Seilende Schlaufe für Schlaufe über die Hand oder die Schulter aufnehmen bis etwa zwei Meter bis zum anderen Seilende übrig bleiben. Dieses Ende wickelt man einige Male sehr stramm um die Seilschlaufen und zieht eine Schlaufe durch das Loch. Die Schlaufe dabei direkt über den oberen Teil des Seils legen. Abschließend das Seilende fest durchziehen.
SEILPUPPE
Eine Seilpuppe kann mit beiden Methoden gelegt werden. Von der Mitte: Hat der Kletterer das Seil aufgeschossen müssen mindestens drei oder vier Meter Seilende übrigbleiben. Die Seilenden wickelt er nun einige Male stramm um die Seilschlaufen und zieht schließlich eine Schlaufe durch das Loch. Die Schlaufe wird über den oberen Teil gelegt und die Seilenden fest durchgezogen. Nun kann das Seil an den Rücken gehalten werden. Die Seilenden über die Schultern an die Brust legen und unter dem diagonalen Arm wieder zurück zur Seilpuppe führen. Von hinten schließlich wieder nach vorne zurückführen und am Bauch verknoten.
Wird das Seil vom Seilende aufgenommen, müssen mindestens drei Meter beider Seilenden übrigbleiben. Ist das Seil aufgeschlossen, werden die Seilenden um die Seilschlaufen stramm gewickelt und schließlich eine Schlaufe über den oberen Teil gelegt und die Seilenden durchgezogen. Nun ist der Vorgang derselbe wie bereits beschrieben: Seil an den Rücken halten, Seilenden über die Schultern an die Brust legen, diagonal zurückführen und von hinten wieder nach vorne ziehen und verknoten.