Bevor der Helfende aktiv handelt, tritt er psychisch wie physisch einen Schritt zurück und atmet tief durch. Nur in einem einigermaßen ruhigen geistigen Zustand können gute Entscheidungen getroffen werden. Der Ersthelfer verschafft sich einen Überblick über die Gesamtsituation. So kann er objektive Gefahren erkennen, den Unfall einschätzen und sich die nächsten Schritte überlegen.
Der eigene Schutz geht vor! Beim Alpinklettern befindet sich die Seilschaft oft im Absturzgelände und ist von Stein- oder Eisschlag sowie anderen objektiven Gefahren bedroht. Bevor der verletzten Personen geholfen wird, muss die eigene Sicherheit gewährt sein! Im schlimmsten Fall, wenn die Gefahr selber zu helfen zu groß ist, sollte ein Notruf abgesetzt und auf professionelle Rettung gewartet werden.
Sind mehrere Personen am Unfallort, muss die Sicherheit der Gruppe gewährleistet sein (v.a. bei einer geführten Tour). Erst danach können Ersthelfer zur verunfallten Person und dieser helfen.
Zum Eigen- und Fremdschutz wird die Gefahrenstelle abgesichert: Ein Unfallort kann beispielsweise abgesperrt oder sichtlich markiert werden. Während die Absicherung der Unfallstelle in der Kletterwand oft nicht möglich oder nicht notwendig ist, kann es beim Unfall während des Zu- oder Abstieges notwendig sein, um weiteren Schaden zu vermeiden.
Befindet sich die verunfallte Person an einem absturzgefährdeten Ort? Besteht Stein- oder Eisschlaggefahr? Sobald die Unfallstelle von objektiven Gefahren bedroht ist, sollte die Person aus dem Gefahrenbereich geholt und über kurze Distanz an einen sicheren Ort gebracht werden – sofern dies für die Helfer zumutbar ist und ihre eigene Sicherheit nicht gefährdet. Im Absturzgelände muss der Ersthelfer sich selbst sowie die verletzte Person vor weiterem Abrutschen oder Absturz sichern. Ist dies nicht möglich, bleibt dem Helfer das Absetzen des Notrufs und das Warten auf die professionelle Rettung.
Ist eine stark blutende Wunde sichtbar, muss sie unmittelbar mit einem Druckverband versorgt werden. Dies geschieht noch bevor die verunfallte Person angesprochen wird und unabhängig davon, ob sie bei Bewusstsein ist oder nicht. Stark blutende Wunden sind lebensbedrohlich und müssen sofort gestillt werden. Hierfür ist der Druckverband die beste Methode.
Der Ersthelfer kniet sich zur verletzten Person hin und spricht diese an. Reagiert die Person nicht auf Ansprache, schüttelt der Ersthelfer sie vorsichtig und spricht sie noch einmal laut an.
Jede Störung des Bewusstseins bedeutet akute Lebensgefahr. Hier haben lebensrettende Sofortmaßnahmen immer Priorität!
Hilfe holen
Während in einigen Bergregionen noch auf über 4000 Metern Höhe guter Handyempfang herrscht, kann in anderen, abgeschiedenen Bergregionen ein Notruf per Handy nicht möglich sein. Hier kommt das alpine Notsignal als Kommunikationsmittel zum Einsatz. Gleichzeitig kann das Notsignal für die Bergrettung bei Ortungsschwierigkeiten behilflich sein.
Kommt die Rettung per Luft, gibt es nützliche Hinweise, welche die Zusammenarbeit mit dem Hubschrauber erleichtert.