Unterkapitel: Knotenkunde
Knotenkunde
Je nach Situation und Einsatzbereich verwenden Bergsteiger und Kletterer unterschiedliche Knoten. Sportkletterer kommen in der Regel mit anderen und weniger zurecht als Alpinkletterer. In alpinen Wänden ist die sichere und schnelle Anwendung aller Knoten entscheidend, damit die Seilschaft funktioniert. Sie müssen blind beherrscht werden: im Notfall, in der Dunkelheit, bei Ermüdung oder unter Zeitdruck. Unwissenheit oder Nachlässigkeit kann zu fatalen Fehlern führen.
Insgesamt werden drei Knotenarten unterschieden: Anseilknoten, Verbindungsknoten und Sicherungs- bzw. Klemmknoten.
BEACHTE: Jeder Knoten stellt eine Schwächung des Seils bzw. des Bandmaterials dar. Deswegen muss er präzise und sauber gelegt sein!
HALBMASTWURF
Der Halbmastwurf gehört zu den Sicherungsknoten und ist genau genommen kein richtiger Knoten, sondern eine Bremsschlinge. Er dient zum Sichern im Vor- und Nachstieg sowie zum Ablassen des Kletterpartners und „läuft“ am besten in einem birnenförmigen Halbmastwurfsicherungs-Karabiner (HMS-Karabiner).
MASTWURF
Der Mastwurf gehört zu den Sicherungsknoten und ist der optimale Knoten für die eigene Selbstsicherung am Stand. Er wird mit einem Verschlusskarabiner in den Zentralpunkt des Standplatzes angebracht. Die Länge des Mastwurfes kann exakt eingestellt und schnell angepasst werden: Hierzu den Mittelsteg des Knotens aufziehen und das Seil in die gewünschte Richtung verschieben. Ein lästiges Aufknoten bzw. ein Auflösen der Selbstsicherung entfällt.
ACHTERKNOTEN
Beim Anseilen und Einbinden hat sich der Achterknoten in gesteckter Form als Standardanseilknoten etabliert. Er wird beim Sport- und Alpinklettern verwendet.
BEACHTE: Zum Schluss wird der fertige Knoten an allen Strängen noch einmal festgezogen und kontrolliert!
SACKSTICH
Der Sackstich dient als Verbindungsknoten: Er verbindet zwei Seilenden miteinander und wird vor allem bei geringen Lasten im Bereich des Körpergewichts (abseilen, hochprusiken) oder bei Knoten, die aus der Kletterstellung angebracht werden müssen, (Sanduhr, Knotenschlinge) empfohlen. Obwohl er insgesamt geringere Knotenfestigkeit aufweist, reicht er mit langen Enden für diese Belastungen vollkommen aus.
ANKERSTICH
Der Ankerstich ist zum einen ein schneller, einfacher Knoten zur Verbindung von Bandschlingen. Zum anderen können mittels Ankerstich Schlingen an Bäumen fixiert oder eine Selbstsicherungsschlinge am Gurt und in Karabinern angebracht werden.
Vorsicht: Verbindungsknoten wie der Ankerstich sind empfindlich, wenn sie unter Last am Fels aufliegen und scheuern, z.B. beim Verlängern von Toprope-Umlenkungen über Felskanten. Bandmaterial kann so schnell beschädigt werden!
PRUSIKKNOTEN
Der Prusikknoten ist ein Klemmknoten, der mitunter als Aufstiegshilfe am Seil dient: Unter Entlastung lässt er sich verschieben, bei Belastung klemmt er am Seil. In alpinen Wänden wird der Prusikknoten am häufigsten zur Selbstsicherung beim Abseilen benutzt. Eine Reepschnur wird - abhängig von der Seildicke - zwei- bis dreimal um beide Stränge geschlungen. Beim Abseilen schiebt der Kletterer den Knoten mit. Der Prusik dient so als Sicherung für den abseilenden Kletterer. Üblicherweise wird für einen Prusikknoten eine 5-6 mm dicke Reepschnur – am besten aus Kevlar oder Dyneema - verwendet.
"WEICHES AUGE" / DOPPELTER BULIN
Am Standplatz braucht der Kletterer einen zentralen Punkt, in welchen die Karabiner zur Selbst- und Partnersicherung eingehängt werden. Als Zentralpunkt kann das „weiche Auge“ dienen. Das „weiche Auge“ wird mit einem doppelten Bulin gelegt und belastet das Bandmaterial wenig. Gleichzeitig besitzt es eine sehr hohe Festigkeit und zieht sich unter Belastung nicht zu. In der Regel wird das „weiche Auge“ mit einer 120 cm Bandschlinge vor der Tour hergerichtet. Während des Kletterns ist die mit zwei Verschlusskarabinern versehene Bandschlinge immer griffbereit.
Quiz: Knotenkunde
Beim Alpinklettern werden verschiedenste Knoten verwendet. Ein Kletterer muss den Einsatzbereich sowie die Anwendung der Knoten kennen, um alpine Touren sicher meistern zu können. Jetzt bist du dran: Wähle - je nach Situation - den richtigen Knoten aus!
WÄHLE DEN RICHTIGEN KNOTEN
Als vorsteigender Kletterer bist du am Standplatz angekommen. Hier findest du zwei solide Fixpunkte: Am unteren Fixpunkt hängst du die Reihenschaltungsschlinge ein und sicherst dich selbst. Dann stellst du die Hintersicherung mit deiner Standplatzschlinge ein. Mit welchem Knoten sicherst du dich selbst?
Das ist leider die falsche Antwort.
WÄHLE DEN RICHTIGEN KNOTEN
Seillänge für Seillänge bist du mit deinem Seilpartner durch die Wand geklettert und sicher am Gipfel angekommen. An der Abseilpiste habt ihr die Halbseile gefädelt und mit einem Sackstich verbunden. Jetzt macht ihr euch bereit für das Abseilen. Welchen Knoten verwendet ihr beim Abseilen zur Selbstsicherung?
Das ist leider die falsche Antwort.