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RISIKOMANAGEMENT MIT DER GKMR-METHODE
GKMR IN DER TOURENPLANUNG
STRUKTURIERTES RISIKOMANAGEMENT
Risikomanagement beschäftigt sich immer mit der Eintrittswahrscheinlichkeit einer Gefahr und mit den daraus resultierenden Konsequenzen. Das gilt auch für die Lawinenbeurteilung. Hierbei geht es darum abzuklären, wie wahrscheinlich ein Lawinenabgang ist, also wie groß die Gefahr ist. Gleichzeitig werden die möglichen Konsequenzen eines Abgangs betrachtet, also wie drastisch die Folgen einer Lawine wären. Durch gezielte Maßnahmen wie Entlastungsabstände, Sicherheitsabstände, Einzelfahren oder sichere Sammelpunkte ist es möglich, die Auslösewahrscheinlichkeit zu verringern und/oder die Konsequenzen abzumildern (z. B. indem sich immer nur eine Person im Gefahrenbereich befindet und ausreichend Helfer zu Seite stehen, die gegebenfalls Rettungsmaßnahmen ergreifen können).
Alle drei Aspekte zusammen – Gefahr, Konsequenzen und Maßnahmen – bestimmen das Risiko. Abgekürzt kann man sagen: G x K – M = R. Das bedeutet: Die Wahrscheinlichkeit einer Lawinenauslösung (G) mal deren Konsequenzen (K) reduziert durch mögliche Maßnahmen (M) ergibt das Risiko (R), das wir abschätzen müssen, um eine Ja/Nein-Entscheidung zu treffen.
In der Phase der Tourenplanung haben wir oft noch keine eigenen Beobachtungen im Gelände gemacht. Zunächst geht es also darum, Informationen zum Gelände, Schnee, Wetter etc. zu sammeln. Wichtige Informationsquellen hierfür sind der Lawinenlagebericht, der Wetterbericht, topografische Karten, Führerliteratur, Schneeprofile sowie digitale Karten mit Geländesteilheit, Auslaufbereichen und Konsequenzen-Zonen, also Geländefallen (Gräben, Mulden, Abbrüche, Hindernisse), die zu einer großen Verschüttungstiefe und schweren Verletzungen führen können.
Mit der bewährten 3x3 Filtermethode stellt die Planung zu Hause oder auf der Hütte den ersten „Sicherheits-Filter“ bzw. die erste Ebene dar. Wir versuchen, uns ein Bild von der Gefahr und von den Konsequenzen zu machen: Passen die geplante Region bzw. die konkrete Tour zu den Verhältnissen, zum Gelände und zur Gruppe? Durch eine gute Planung können grobe Fehlentscheidungen von Anfang an vermieden werden.
Im zweiten Filter bzw. auf der zweiten Ebene vor Ort werden erste Informationen aus dem Gelände gesammelt, also z. B. wie der Wind, das Wetter, die Sicht und die Neuschneemenge tatsächlich sind oder ob es Alarmzeichen wie Wumm-Geräusche, frische Lawinen oder Risse in der Schneedecke beim Spuren gibt. Wir können damit unser Bild aus der Planung korrigieren oder bestätigen.
Im dritten Filter bzw. auf der dritten Ebene stehen wir am Einzelhang und müssen nun zur Entscheidung kommen: „Stop“ oder „Go“? Im Fall von „Go“ gilt es zu überlegen, wie man den Hang angehen bzw. befahren sollte.
DAS ZUSAMMENSPIEL VON GEFAHR UND KONSEQUENZEN
Egal ob in der Planung, vor Ort oder am Einzelhang – wir beschäftigen uns immer mit der Gefahr (Eintrittswahrscheinlichkeit einer Lawine) und mit den daraus resultierenden Konsequenzen. Entscheidend ist, welche Fragen wir uns zu beiden Faktoren stellen, und dass wir beide im Blick haben. Logisch: Mindestens einer der beiden Faktoren muss klein bzw. gering sein, um in einem vertretbaren Risiko-Level zu bleiben.
GEFAHR, KONSEQUENZEN, MASSNAHMEN, RISIKO
Die Wahrscheinlichkeit einer Schneebrettlawine ist äußerst schwierig einzuschätzen. Wir gehen zunächst von den vier notwendigen „Zutaten“ eines Schneebretts aus und stellen uns dann vereinfachten Fragen, um diese einschätzen zu können.
PRAKTISCHE TOURENPLANUNG MITHILFE VON GKMR
In der praktischen Tourenplanung mithilfe der GKMR-Methode gehen wir Schritt für Schritt vor:
30°-METHODE: SCHLÜSSELSTELLEN ERKENNEN
Mithilfe der 30°-Methode lassen sich potenzielle Schlüsselstellen identifizieren:
- Wir filtern alle Hänge heraus, die über 30° steil sind und die wir betreten oder befahren wollen bzw. in deren Einzugsbereich wir uns bewegen.
- Hänge, die außerhalb der im Lagebericht genannten Gefahrenstellen liegen (Kernzone), können wir „entschärfen“, d. h. sie zählen nicht zu den Schlüsselstellen. Denn Schneebrettlawinen werden fast aussschließlich in den vom Lagebericht genannten Expositionen, Höhenstufen und Geländeformen beobachtet. Alle anderen Bereiche können dagegen als recht sicher betrachtet werden.
- Zudem können wir Hänge in unserem Einzugsbereich, die oberhalb unserer Route liegen, die wir aber nicht direkt betreten bzw. befahren, „entschärfen“, sofern für diese Hänge ein Trieb- oder Nassschneeproblem besteht. Das bedeutet: Diese Hänge schließen wir nicht mit ein in die Bewertung, denn Fernauslösungen werden fast ausschließlich bei Alt- oder Neuschneeproblemen beobachtet; nur dann müssen wir im Auslaufbereich mit Lawinen rechnen.
JE STEILER, DESTO GEFÄHRLICHER
Ob ein Lawinenabgang wahrscheinlich ist, lässt sich über die vielzitierten „vier Zutaten“ einer Schneebrettlawine“ abschätzen. Diese sind:
- Gibt es eine Schwachschicht mit einem Brett darüber (ungünstige Schichtung)?
- Kann die Schwachschicht gestört werden (Initialisierung)?
- Kann sich ein Bruch in der Schwachschicht ausbreiten (Bruchausbreitung)?
- Ist die Steilheit ausreichend groß, sodass die Schneetafel abgleiten kann (> 30°)?
Über die Schneedecke weiß man in der Planung zu Hause noch recht wenig. Somit sind die ersten drei Fragen aus der Ferne schwer einzuschätzen. Beurteilen lassen sich in dieser Phase nur die Hangsteilheit sowie die Tatsache, ob sich der Hang in den vom Lawinenlagebericht genannten Gefahrenstellen befindet.
RISIKOBEWERTUNG AM BEISPIEL EINER TOURENPLANUNG
Wir schauen uns nun die verbliebenen Schlüsselstellen an und bewerten deren Risiko. Falls das Risiko als kritisch einzustufen ist, gilt es zu überlegen, ob gezielte Maßnahmen an der betreffenden Stelle die Gefahr oder die Konsequenzen verringern könnten, z. B. Entlastungs- oder Sicherheitsabstände, sichere Sammelpunkte, im Spurbereich fahren, optimale Geländeausnutzung etc.
Da Risiko immer das Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit einer Gefahr und deren Konsequenzen ist, müssen beide Faktoren in der Risikobewertung miteinander verknüpft werden. Mit anderen Worten: Ist die Auslösewahrscheinlichkeit hoch, müssen die Konsequenzen gering sein – und umgekehrt.
QUIZ: 30° METHODE
Mit der 30-Grad-Methode werden die Gefahrenstellen erkannt und Schlüsselstellen festgelegt. Dazu werden alle Hänge über 30 Grad entlang und oberhalb der Route auf der Karte gesucht, unabhängig von der Gefahrenstufe.
PRAKTISCHES HILFSMITTEL ZUM DOWNLOAD
Unter folgenden Link kannst du dir das Hilfsmittel "Passt die Tour" herunterladen. Dieses praktische Tool hilft dir dabei Schlüsselstellen in der Planung zu beweten, Gefahren und Konsequenzen zusammenzuführen und so das entsprechende Risiko abzuschätzen.