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IM GELÄNDE

VORORTCHECK

  1. Bevor es losgeht, muss die Ausrüstung überprüft werden. Ist die Individuelle Notfallausrüstung (LVS-Gerät, Schaufel und Sonde) sowie die Gruppen-Notfallausrüstung (ausreichende Anzahl an Handys, Erste-Hilfe-Päckchen und Biwaksäcken) dabei? 

  1. Geht es allen Teilnehmern gut? Sind sie der Tour gewachsen und ist die Ausrüstung bei jedem vollständig und geeignet? 

  1. Der aktuelle Lawinenlagebericht bzw. die Gefahrensituation werden vor Ort kurz besprochen bzw. wiederholt. 

  1. Der grobe Routenverlauf sollte klar sein und kurz durchgesprochen werden. Sofern die Route einsehbar ist, kann man bereits die Spuranlage planen. 

  1. Vor dem Start erfolgt der LVS-Check. Ist man regelmäßig in der gleichen Gruppenzusammensetzung unterwegs, reicht der sogenannte „kleine LVS-Check“. Sind neue Teilnehmer in der Gruppe, empfiehlt sich der „große LVS-Check“. 

LVS-CHECK

Der LVS-Check vor einer Tour gilt heutzutage als Standard. Man überprüft damit, ob jeder Teilnehmer ein funktionstüchtiges Verschütteten-Suchgerät dabei hat. Das Mitführen von LVS, Schaufel und Sonde ist „Verkehrsnorm“ im ungesicherten Skiraum. Ohne LVS-Check zu starten kann erfahreneren Teilnehmern als „schuldhaftes Versäumnis“ angelastet werden, sollten unerfahrene Teilnehmer der Gruppe dadurch zu Schaden kommen. 

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DAS RICHTIGE VORGEHEN BEIM LVS-CHECK

Großer LVS-Check

Beim großen LVS-Check wird jedes Gerät in beiden „Funktionsmodi“ überprüft; man checkt also, ob alle Geräte sowohl senden als auch suchen können. Denn beide Funktionen funktionieren aus technischer Sicht unabhängig voneinander. Dabei wird gleich deutlich, ob jeder Teilnehmer der Gruppe sein Gerät gut genug kennt, um von „Senden“ auf „Suchen“ und zurückzuschalten. Der kleine wie auch der große LVS-Check können in einer halbkreisförmigen Runde oder in einer Reihe (hintereinander) durchgeführt werden. Hier wird die Aufstellung in der Reihe beschrieben. 

Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4 Schritt 5

Schritt 1 

Die Gruppenteilnehmer stellen sich mit einem Abstand von 3 bis 5 Metern hintereinander auf. Der/Die „KontrolleurIn“, also der- oder diejenige, der den Check übernimmt, steht etwa 5 bis 10 Meter vor der Gruppe und schaltet sein Gerät zunächst auf „Senden“, alle übrigen Teilnehmer schalten ihr Gerät auf „Suchen“. 

Schritt 2 

Die Teilnehmer gehen nun im Abstand von 3 bis 5 Metern in einer Spur am Kontrolleur vorbei. Jeder der Gruppe kann dabei verfolgen, wie sich der angezeigte Distanzwert auf seinem Gerät verändert und zunächst kleiner, dann wieder größer wird. 

Der Kontrolleur kann bei jeder vorbeigehenden Person ebenfalls überprüfen, ob das Sendesignal angezeigt wird. 

Schritt 3 

Nun steht der Kontrolleur etwa 5 bis 10 Meter hinter der Gruppe. Die Gruppenteilnehmer bleiben wieder im Abstand von 3 bis 5 Metern in einer Spur stehen. Jedes Gruppenmitglied schaltet sein LVS-Gerät nun auf „Senden“ und verstaut es wie gewohnt im Tragesystem direkt am Körper, also unter der obersten Bekleidungsschicht oder in einer innenliegenden Reißverschluss-Hosentasche. Der Kontrolleur schaltet sein Gerät auf „Suchen“ und geht schließlich von hinten an der Gruppe vorbei. 

Schritt 4 

Beim Vorbeigehen überprüft der Kontrolleur den Anzeigewert zu jedem Gruppenteilnehmer. Zum einen checkt er so, ob jedes LVS-Gerät auch wirklich sendet, zum anderen, ob der angezeigte Distanzwert plausibel ist. Ein deutlich zu großer Distanzwert deutet auf ein Gerät mit gebrochener Sendeantenne hin. Optimal ist es, wenn der Kontrolleur diesen letzten Teil des Checks im „Gruppencheck-Modus“ durchführt. Hierbei wird die Empfangsreichweite seines Geräts auf etwa einen Meter reduziert. Damit kann der Kontrolleur eindeutig feststellen, ob es auch wirklich die Person unmittelbar vor ihm ist, die das Signal sendet. 

Schritt 5

Ist der Check abgeschlossen, schaltet der Kontrolleur sein Gerät wieder auf „Senden“ und verstaut es in der dafür vorgesehenen Halterung am Körper. 

Kleiner LVS-Check 

Beim kleinen LVS-Check wird lediglich überprüft, ob jeder Teilnehmer sein Gerät angeschaltet hat und ob dieses ordnungsgemäß sendet. Moderne LVS-Geräte führen von sich aus einen Selbstcheck durch, sodass eine defekter Suchmodus automatisch als Fehlermeldung im Display angezeigt würde. 

Schritt 1 Schritt 2 Schritt 3 Schritt 4

Schritt 1 

Die Teilnehmer stellen sich im Halbkreis oder in einer Reihe hintereinander auf, schalten ihr Gerät auf „Senden“ und verstauen es im Tragesystem am Körper. 

Schritt 2 

Der Kontrolleur schaltet sein Gerät auf „Suchen“ bzw. idealerweise in den „Gruppencheck-Modus“. 

Schritt 3 

Der Kontrolleur geht nun zu jedem Teilnehmer und überprüft, ob jedes einzelne Gerät sendet und ob das jeweilige Empfangssignal einen realistischen Wert anzeigt. Ein deutlich zu großer Distanzwert deutet darauf hin, dass mit dem Gerät etwas nicht stimmt. 

Schritt 4 

Zum Schluss schaltet der Kontrolleur sein Gerät wieder auf „Senden“ und verstaut es in der dafür vorgesehenen Halterung am Körper. 

Augen und Ohren auf… 

Wenn wir im Gelände unterwegs sind – also auf der zweiten Ebene der 3x3 Filtermethode – sammeln wir alle wichtigen Beobachtungen zu den drei lawinenbildenden Faktoren „Verhältnisse“, „Gelände“, „Mensch“. Viele Informationen, die uns in der Planung noch gefehlt haben, bekommen wir nun draußen „geschenkt“ – wir müssen nur aufmerksam sein und diese erkennen. 

Alarmzeichen 

Alarmzeichen weisen uns auf eine brisante Lawinensituation hin. Unter Alarmzeichen verstehen wir frische Lawinenabgänge, die nicht älter als einen Tag zurückliegen, Wummgeräusche und Risse in der Schneedecke beim Spuren. Beobachtet man solche Alarmzeichen, ist defensives Verhalten dringend angeraten, das heißt: im entsprechenden Gelände unter 30° bleiben und Abstand von großen Hängen halten! 

Frische Lawinen Wummgeräusche Risse beim Spuren

FRISCHE LAWINEN

Ein sehr erfahrener Lawinen-Experte sagte einst: „Avalanches are the best indicators for avalanches!” Auf Deutsch: Frische Lawinen sind ein eindeutiges Zeichen für eine heikle Lawinensituation. Beobachtet man frische Schneebrettlawinen, muss man davon ausgehen, dass in ähnlichen Expositionen, Höhenstufen und Geländeformen weitere Lawinen lauern. 

Die Tatsache, dass eine Lawine abgegangen ist, beweist, dass es eine Schwachschicht gibt, dass diese gestört werden und sich ein Bruch ausbreiten kann. 

WUMMGERÄUSCHE

Sogenannte Wummgeräusche gehen durch Mark und Bein. Ein „Wumm“ entsteht, wenn sich eine Schneetafel setzt und die Schwachschicht darunter kollabiert. Die Luft in der Schwachschicht muss entweichen. Man kann sich das in etwa so vorstellen, wie wenn man eine Papiertüte aufbläst und diese platzen lässt. Ein Wummgeräusch ist ein Beweis, dass es eine Schwachschicht gibt, dass diese gestört werden und sich ein Bruch ausbreiten kann. 

RISSE BEIM SPUREN

Risse beim Spuren zeigen, dass ein Brett existiert und darunter eine Schwachschicht liegt und dass – je nach Risslänge – auch eine Ausbreitung möglich ist. Risse entstehen, auch wenn die Schwachschicht so dünn ist, dass kaum ein „Wumm“ wahrnehmbar ist. Oft beobachtet man beide Alarmzeichen aber auch in Kombination.